Donnerstag, 28. Mai 2015

ISO Vorschriften, Inkompetenzen & Irregularien. Mein Aufenthalt im Krankenhaus und die Frage nach dem hohen Blutdruck…


Ein Aufenthalt in einem Krankenhaus als selbstreflektierender, mündiger Mensch kann mitunter eine grosse Herausforderung darstellen. Eine Woche auf einer Neurologisch- Internistischen Station ist für mich als Strukturenverbesserer mit einem Blutdruck von 250 im Ruhezustand ein Spiessrutenlauf zwischen Genesung und ultimativstem Stress.

Nehmen wir die Aufnahme in der Notfallstation. Hier wird Datenschutz gross geschrieben. So gross, dass ich es auf einem A4 Ausdruck lesen kann. Ich kann aber auch hören, dass die Patientin vor mir an der äusseren Kanalstrasse wohnt, eine Abtreibung hinter sich hat, ich kenne Ihre Telefonnummer und natürlich könnte ich aus dem Gedächtnisprotokoll Ihre Fieberkurve aufzeichnen. Hauptsache der Distanzbalken am Boden weist mich darauf hin, das ich aus Rücksicht Abstand halten soll. Datenschutz: Check.

Ich werde also eingewiesen, bis dahin auch bereits ordentlich durchgecheckt, interviewt, gescannt und gläsern gemacht. Ab jetzt liege ich im Krankenbett und werde auf die Station gefahren, denn laufen darf ich jetzt nicht mehr. Obwohl ich kann. 

Im Zimmer angekommen muss ich diverse Dinge auf ISO zertifizierten Formularen mit Unterschriften verziehren, die mein Einverständnis zu Datenweitergabe, Auskunftsrechten, Anleitungen und was weiss ich bekunden. Alles sehr wichtig. So wichtig, dass es eine Woche später immer noch auf meinem Nachttisch liegt. Unterschrieben notabene, aber eben nur als Deko in meinem Zimmer. Administrative Patientenaufnahme auf der Station: Check 

Das Zimmer entspricht den neusten Standards. Zu erwähnen wäre, dass es ich hierbei um die Standards von 1950 handelt. Toiletten gibt es auf dem Flur. Duschen auch. Wir kennen das; Das QM in einem Krankenhaus sieht vor, dass die Reinigung nachhaltig und zur Sicherstellung der Keimverbreitung eine Putzübersicht führen muss. Diese Übersicht hängt transparent an der Türe, so dass auch alle nachvollziehen können, dass die Reinigungsfirma einen guten Job macht. Macht sie aber nicht! Es gibt eine Spalte für Morgens und Nachmittags. bis zum 27. des Monats waren 6 mal morgens bestätigt und 13 mal wurde der Nachmittag geputzt. Seife war 4 Tage lang leer und 2 Tage lag eine vollgemachte Erwachsenen-Windel in der Ecke. Sehr dekorativ, aber eben nicht im Sinne des Qualitätsmanagements. 10 Schritte weiter finde ich eine weitere Toilette. Ich freu mich. Hier herrschen aber andere Regeln. Denn hier hängt keine Putzübersicht. Allerdings gibt es hier Seite, Desinfektion und keine Windeln. Checklisten zur Sicherstellung hygienischer Standards: Check

Strukturen sind in so einem Krankenhaus allgegenwärtig und sicherlich notwendig. Sie sollten allerdings auch immer wieder hinterfragt werden. Die Putzfrau zum Beispiel. Würde die bei mir zu Hause so putzen, würde ich sie hochkant rausschmeissen. Die automatisierten Bewegungsabläufe sind so sinnlos wie Frau Merkel als Kandidatin bei Germany´s next Topmodels. Jeden morgen werden die Patientenschränke mit genau 4,5 kreisenden Bewegungen abgewischt. Allerdings konsequent nur der erste und der zweite Schrank. Der dritte wird nie geputzt. Auch werden die Türgriffe nie gewischt. In einem Krankenhaus wohl nicht so wichtig. Bestimmt gibt es irgendwo eine Checkliste, die der Krankenhaus Leitung die Sicherheit gibt, dass hier alles tiptop sauber ist. 

Die Schwestern…Hier gibt es auch standardisierte Fragenkataloge, die einem Patienten vorgelegt werden. Als alter Klugscheisser geht mir der Puls, wenn die Schwestern (wovon ich 1 gerade mal beim morgendlichen Blutdruckmessen gesehen habe) Ihre Übergabe machen und vor mir über mich, aber nicht mit mir sprechen. „Das ist der Herr Koehler - Versorgt sich selbständig, hat keine Schmerzen, Nimmt Medikament xy und muss xyz Therapie machen“ - STOPP: Hier muss ich eingreifen. „Wie kommen Sie darauf, dass ich keine Schmerzen habe?“ „Sie haben nichts gesagt“ 
„Ich habe Sie den ganzen Tag nicht gesehen, das zum Einen. Zum Anderen lauf ich auch nicht zu Ihnen, um zu sagen, dass ich Schmerzen habe. Anstatt hier eine Aussage zu treffen, die dann falsch in meiner Kurve steht, könnten Sie MIT mir sprechen, statt nur ÜBER mich“ Mir nach einer Woche immer noch zu sagen, dass mein 230/150 Blutdruck „aber hoch ist“ ist bescheuert, zumal ich genau deswegen noch hier bin. Unterhaltsam auch der Pfleger, der seinen Deutschunterricht bei Jorge Gonzales oder Sylvie Mein absolvierte. Er führt zum Glück Selbstgespräche während er die Patientenkurve ausfüllt. So erfahre ich, dass ich Schmerzen mit dem Wert 5 habe, obwohl er mich nicht gefragt hat und ich einen Blutdruck von 170/110 habe anstelle von 220/140, den er selber noch vor 2 Minuten gemessen hat. Sicherstellung der Fachkräfte; Check
Weil ich starke Kopfschmerzen habe, schickt man mir einen Physiotherapeuten, der sich vor mir aufbaut, mir irgendwas von einem Formular (..) erzählt, mich dann bittet, die Jacke auszuziehen und mir dann auf den Nacken SCHAUT und MICH dann fragt „Was machen wir denn mit Ihnen?“ - Nach einer schöpferischen Pause von 2 Minuten dann die Eingebung: „Ich berate mich dann nochmal mit dem Arzt!“ - Ich fühle mich richtig gut betreut. Umfassende Alternativbetreuung: Check

Kulinarisch werde ich hier natürlich auch gut betreut. Ich muss der Servicefachkraft nun für eine Woche im Voraus akribisch genau angeben, was ich Essen möchte.(Nicht auf einem Formular, sondern in einem Orderboy - Der Fortschritt hält Einzug) Ich lege also los und beantworte genau, wieviele Bütterchen, Schmelzkäschen & Brötchen ich möchte. Die vegetarische Hauptspeise zum Mittagstisch ist abgeklärt und fortan freue ich mich darauf, jeden Tag Dinge auf meinem Tablett zu finden, die entweder nicht vegetarisch sind (Die Einlage in der Boullion mit einem Huhn zu bestücken zum Beispiel) oder ich einfach nicht bestellte. Durchorganisiertes Ernährungsprogramm: Check

Ich bin froh, trotz diagnostizierten Löchern im Gehirn und geschwächtem Herzen hier bei wachen Verstand zu sein und wünsche allen, die damit nicht mehr glänzen können eine gute Besserung. 

In diesem Sinne: Check

Dienstag, 27. Januar 2015

Der Untergang des Trash TV - Wenn C-Promis tugendhaft werden

Dramen, Zickereien, Hinterlistigkeit & Sex- Der Stoff, aus dem TV Trash Formate gestrickt sind. Das will ich sehen, deswegen haben RTL und Co. ihre Berechtigung zu existieren. Wo die Öffentlich-Rechtlichen meine sauer verdiente Kohle im Dienste des öffentlichen Informations- und Bildungsauftrages verschleudern, bekommen die privaten Unterschichtensender von mir volles Vertrauen, meine niedersten Instinkte aufs derbste zu bedienen. Darauf ist Verlass! 

Ob der Bachelor seine bezahlten Zofen flachlegt, der Bohlen neue Dschungelcamp Protagonisten castet, oder sich Adam und Eva unverhüllt, wie Gott sie schuf und der Onkel Doc korrigiert hat, auf einer einsamen Insel im Beisein von 47 TV Arbeitenden nackt von Ihren Sehnsüchten erzählen, ob 12 dumme Playboy Hühner in der Wüste ausgesetzt werden, oder unser Mutter-Model Klum mal wieder das schönste Mädchen im Land kürt - die Kamera hält drauf und bedient meine niedersten Instinkte und lässt mich auf der Couch vor meinem Flatscreen zum Helden des Alltags werden. Es gibt immer nochmal Einen, dem es beschissener geht, es ist meine Beförderung zum Richter und zum Henker. 

Die Rechnung geht auf, Deutschland hat so viele Umkehrpromis - Erst verschollen oder unbekannt - dann in aller Munde. In jeder Zeitung, wie seriös sie auch ist, lese ich von den Titschewitsch'es, Kulkas, Stöckels, Georginas & Angelinas dieser Welt. Sozialstudien und Exertisen werden breitgetreten. Es ist ein Fest!

Doch wir haben die Rechnung ohne den Bumerang-Effekt gemacht, ohne den aktuellen Dschungelcamp Cast gerechnet. Trash-Promis bekennen sich plötzlich zu Ehrlichkeit, Anstand, Offenheit und noch schlimmer Seriösität! Ein Trash Format ohne Trash. Keiner geht mehr ins Camp, weil er "seine Grenzen testen" will, "Spaß an Neuem" hat, oder "Phobien abbauen" mag (außer Jörn, der personifizierte Prinz Valium mit Kuschelfaktor). Nein, weil ehrlich am längsten währt erzählt jeder, wie blank er ist und wieviel Geld beim Gang in den Urwalt rumspringt. Sie lösen Konflikte, indem sie miteinander reden, sie verzeihen beschissene Dschungelprüfungen, bei denen nur 1 Stern gibt und somit nichts zu essen bei rumspringt. Sie ziehen nicht mehr blank und inszenieren sich nicht selbst. Sie sind so langweilig und normal, dass ich mir wünsche, die Kameras auf mich zu richten. Mich Dabei filmen, wie ich Ihnen beim schlafen zuschaue. Es wäre bedeutungsschwangerer, inhaltsvoller und erotischer. 

Wenn die C-Prominenz nach "mehr" strebt, sich "von einer anderen Seite" zeigen will, dann ist das der Untergang des Trash TV! Ich will Blut, Schweiß & Tränen, ich will Streit, Lügen & Titten. Ich will mein Trash TV zurück.

Ich möchte, das Walter Freiwald der Bachelor 2016 wird

In diesem Sinne - 
Ich bin geläutert- Holt mich hier raus