Sonntag, 29. August 2010

Sonntag, 1. August 2010

Eröffnungsfeier der VIII. Gay Games in Köln.


Zu aller erst gilt hier meine Hochachtung und meine Wertschätzung für die Verantwortlichen der Zeremonie, die seit Jahren an dem Event arbeiten! Ich war zu Gast an der Eröffnungszeremonie der VIII. Gay Games in Köln...

Gänsehaut total war angesagt beim Film über den Gründer der Gay Games Tom Waddell, beim Einmarsch der über 70 Nationen mit insgesamt 10´000 Teilnehmern. Gänsehaut auch bei Feuerspektakel mit der Sängerin Taylor Dayne (zusätzlich Gänsehaut bei ihrem Anblick).

Der Anblick der leeren Ränge im Stadion, bei nur 15´000 Gästen, das lauschen der Rede von Jürgen Rüttgers und der Auftritt von Politschwester Westerwelle waren ebenfalls Auslöser für Gänsehaut und waren Gespächsthema Nummer eins unter den Besuchern.

Die leeren Ränge interpretiere ich einfach mal so, dass niemand wusste, was ihn erwartet bei dieser Zeremonie. Auch gibt es unfassbar viele Menschen, die noch nicht mal wussten, dass das Welt grösste kulturelle Ereignis in der Stadt weilt. Komisch. Dabei hingen doch ganze zwei Wochen vorher Plakate rum, Im Netz wurde fleissig von den Vorbereitungen berichtet und, ja und was noch? Hmm, was noch?

In Köln springt dann eben mal ein Hauptsponsor ab, man diskutierte über ein Absagen des Events, es fehlen unglaublich viele Volonteers, die aber natürlich auch erst kurz vor knapp gesucht wurden. Zumindest so, dass es spürbar war.

Sportler aus aller Welt reisen an, müssen über hundert Euros hinblättern, um teilnehmen zu können, um ein Zeichen zu setzen, um Stolz zu sein und werden von leeren Rängen willkommen geheissen. Willkommen geheissen in der schwulen Hochburg Deutschlands. Unumstritten war die Stimmung super, aber das Zeichen war traurig.

Unser Oberbürgermeister hätte mal lieber seine Vertretung Elfi geschickt, denn er stammelte irgendwas zusammen, das weder authentisch noch glaubwürdig war. Er fühlte sich sichtlich unwohl. Unwohl muss sich wohl auch unser liebster Aussenminister Westerwelle gefühlt haben, als er in den melodischsten Tönen ausgepfiffen wurde. Da unser Ministerlein so was unter Schwulen und Lesben aber kennt, hat man ihm eine schöne Rede auf den gemästeten Leib geschneidert, die uns alle verstummen liess und am ende dafür sorgte, dass es frenetischen Applaus regnete.

In der Tat wurde einem bewusst, welches Privileg wir hier in Deutschland, in grössten teilen Europas haben, wenn es darum geht, unsere Vielfältigkeit, unsere Sexualität auszuleben. Der bittere Nachgeschmack bleibt mir lediglich, beim Gedanken daran, dass dies eine rein strategische Rede war.

Viel geredet haben auch die beiden Amis, die die Lizenzrechte an dem ganzen Spektakel besitzen und alles und jeden verklagen, der nicht spurt. Die Menschen, die einem quasi vor Augen führen, dass es sich hier nicht um irgendein provinzielles Tunten Gummitwist handelt, sondern um ein ganz knallhartes Business.

Wirtschaftlich gesehen, ist dieser Riesenevent unglaublich ertragreich und kann durchaus als Ausnahmezustand gewertet werden. So auch die Veranstaltungen rund um den Rudolplatz. Allerdings zeigt sich auch hier das provinzielle Gesicht der Stadt Köln, denn um 22.00 ist hier Schicht im Schacht! Man präsentiert sich kleinbürgerlich, prüde und Anwohnerfreundlich. Köln macht 2010 mehr Geld mit Schwulen als mit Prinzen und Garden, mit Strüssjer und Kammelle. Es würde nicht schaden, sich hier wirklich offen zu zeigen und unsere ganzen angereisten Freunde mit einem lauten Knall willkommen zu heissen!

Aber diesen Knall haben die im Rathaus nicht gehört.


Ich wünsche allen tolle Spiele, schöne Partys, viel Diviersität und tolle Erfahrungen im Austausch miteinander. Und hinsichtlich der sexuellen Orientierung der meisten Angereisten, bin ich mir sicher, dass der ausgiebig sein wird.

In diesem Sinne
Be Part of it!