Sonntag, 17. Juli 2011

Neulich im Verkaufsgespräch…..


Oder: Globale Verkaufsgesprächs-Guidelines sind nicht so einfach einzuhalten......

“Guten Tag” plärrte die etwas (sehr) korpulente Kundin, begleitet von Ihrem Paris Hilton Chiwawa (nicht zu erwähnen in tragender Position und fleissig hächelnd), als sie in den adidas Store reinschwebte. „Mist“ dachte ich, „sind die 10 Sekunden Zeit schon rum, die ICH eigentlich hätte um Madame zu begrüssen?“ Wie dem auch sei, folgte ich dem
Costumer Service Booklet vorbildlich und trat sogleich in die Interaktion mit dem hysterischen Etwas (und ich meine nicht den Hund), indem ich ihren hilfesuchenden, etwas stark geschminkten Blick aufgriff und sie höflich fragte, nach was sie sich denn umschaute. (Ich dachte eigentlich an einen Regenmantel für ihren verzogenen Köter.)

Leider war dem nicht so. Sie schob sich eine haargelackte Wasserstoffperoxyd- Strähne aus dem Gesicht, wechselte Fiffi vom linken auf den rechten Arm und sah mich dabei etwas lasziv an.
(„Ich will hier raus, ich muss hier weg“ waren meine Gedanken. Aber ich habe vertragliche Verpflichtungen hier, also bleibe ich…).

„Wissen Sie, junger Mann“ (damit meinte sie mich; an der Stelle wurde sie mir dann doch sympathisch),
„ich bin auf der Suche nach einem adidas Anzug...
(„ach so. Was für ein Wunder“… dachte ich, lächelte aber Costumer Service konform).
„Ich habe den im Golfclub an meiner Freundin gesehen. Ich brauche ihn nur kleiner.“
(„Hmm, mein Blick wanderte kurz an der Hobby - Pam Anderson runter und ich wusste, DAS WIRD SCHWIERIG. Gefühlte Konfektionsgrösse 34, tatsächlich irgendwo in den 48-ern angesiedelt.“)

Da ich aber in unserem Costumer Service Buch nirgends den Satz finde: „ Sagen Sie dem Kunden höflich aber bestimmt, dass wir keine Sondergrössen führen und begleiten Sie ihn hinaus“,
frage ich meine zwei Kunden (…ja ich bezog fortan auch „Chanel“, so hiess das fusselige Ding auf ihrem Arm, mit ein…)
„welche Farbe hatte denn ihre Freundin?“ (ich meinte das bezugnehmend auf den Anzug) worauf sie mich anschaute und meinte, dass in Ihrem Bekanntenkreis und vor allem im Golfclub nur weisse Europäer sind… Na toll.

Nach dem sämtliche Missverständnisse erklärt wurden (denn ich denke nicht, dass sie aus dem Weg geschafft werden konnten, denn dort stand sich die Gute, geistig ja selber im Weg.) zeigte ich ihr einen schwarz/goldenen Jogging Anzug (war ja klar) in Grösse 42. Leider habe ich die Rechnung ohne Atom-Barbie gemacht, denn die legte „Chanel“ auf den Ledersitz, stemmte Ihre Arme in die Hüften, oder an den Ort, wo diese im Normalfall zu finden sind und meinte „ Junger Mann, ich denke nicht, dass sie mich beleidigen wollten, aber ich trage nie Grösser als 38“ („Ok! mit Vaseline und Sprengstoff bekommen wir Dich da rein“ dachte ich. Das durfte ich laut Regelwerk ja leider nur denken)

Oh, da habe ich mich vergriffen, säuselte ich (authentisch? Inspirierend? Aufrichtig?..... Nein! Aber hey; mein Budget!!) und reichte sogleich die „mental passende“ Hose und die Jacke rüber. Barbie wollte auch par tous nichts Anprobieren, trotz hartnäckiger Nachfrage meinerseits, denn Kapitel 5 des Costumer Service Handbuches liegt mir doch so gut.

Also gingen Chanel, Barbie und ich zur Kasse um die Kreditkarte zum glühen zu bringen. „Meine Freundinnen im Club werden Augen machen“ („Ja, DAS werden Sie. Und bitte erzählen Sie nicht, wer Ihnen diesen Dress verkauft hat. Bitte nicht.“)
Aber auch dies leider nur im Kopf, stattdessen kam nur ein „ ja und wenn jemand fragt, wissen sie ja nun wo sie jederzeit schöne adidas Produkte finden können und in ihrer Grösse finden wir immer etwas passendes“
Sie reichte mir die Hand bedankte sich mit einem Zwinkern (…schon wieder kurz dieses Fluchtverlangen) ging winkend zur Tür und schrie ein letztes mal „Tschüssiiiiii“

Kundenservice? Irgendwie geht’s dann doch!

In diesem Sinne; Sei Authentisch