Freitag, 23. Dezember 2011

The Voice of Germany - Eine Show wie keine Andere?




Deutschland castet wie wahnsinnig! Ob Models, Modedesigner, Comedians oder den nächsten Kandidaten für das Dschungelcamp. Meist aber Sänger und Sängerinnen, in der Regel und seit jeher mit Proll-Onkel Bohlen, laut, billig und meist im Sinkniveau angesiedelt. Das ist aber egal, denn Deutschland mag das.

Doch weil keiner eingegriffen hat und dieses öffentliche Suchen nach mittelmässig begabten Sängern unaufhaltsam schien, war es nur eine Frage der Zeit, dass Einer auf die Idee kommt, im Ausland zu schauen, ob es nicht auch vordergründig anspruchsvollere Shows gibt, die bei den Germanen als Innovation verkauft werden kann. Ergo kam der Retter mit einem Format nach Deutschland zurück, um uns zu retten, uns zu zeigen, dass es auch seriös geht. „The Voice of Germany“ war geboren, die Musikfreunde schreien Heureka, und gegen die trashgeschwängerte „DSDS“ & „Supertalent“ Fangemeinde wird die Hand erhoben. Der krisengeschüttelte Sender Sat 1 darf fortan einmal die Woche dem Kölner Kollegensender zeigen, wo der Frosch die Locken hat und um das marketingtechnisch und quotenstrategisch clever zu gestalten nimmt man bis zu den Liveshows auch noch Schwestersender Pro7 mit in´s Boot.

In sogenannten Blind Audition´s also (die Jury konnte beim ersten Auftritt die Talente nicht sehen) wurden also die finalen Kandidaten für diese Sensationsshow gesucht. Im Vorfeld natürlich nicht durch hörende & sehende Redakteure gefiltert, denn jeder Einzelne, der in diesen Audition´s zu hören war, konnte durchaus singen. Um dem Zuschauer ein Gefühl von „Hey, es kommt wirklich nur auf die Stimme an“ - Hat man netterweise ein paar übergewichtige Damen und Herren hingestellt. Die können dann ja immer noch in den Liveshows entsorgt werden. Auf Quotenschwule und gescheiterte, ehemalige Popstars wurde natürlich auch nicht verzichtet. Nur eben ohne den dazugehörig gewohnten 60-minütigen Trailer, wie wir uns das von RTL gewohnt sind.

Eine Show also, die nicht, nein wirklich nicht auf´s Aussehen der Protagonisten schaut, wahrscheinlich einfach weil sich attraktive und schöne Sänger schlechter vermarkten lassen. Das wird es sein. Es wäre total egal, wenn ein Einäugiger mit 230 Kilo und fehlenden Gliedmassen gewinnt, denn das Publikum da draussen in Deutschland ist so wild darauf, Platten zu kaufen, wenn sie denn nur eine gute Qualität hat. Ganz sicher.

Ok, eine Jury musste her, am besten richtige Musiker, die in Deutschland für absolute Seriosität und den noch absoluteren Musikgeschmack stehen. Dabei soll Rock´n´Roll, Deutschpop, Country & Soul, die Vielfältigkeit und Kreativität der Musikrichter aufzeigen. Und weil die alle Ahnung haben sollten, dürfen sie den ohnehin schon schier perfekten Sängern zeigen, wie man das Singen noch besser macht. Das aber nur, wenn die Kamera dabei ist.

Gesucht - Gefunden; Der un-fuckig-fan-fucking-tastische Rea Garvey, die Chianti-schwangere Signalempfängerin Nena, Neo-Wildwest-Tattoo Brüder Boss Hoss und der Chartprediger Dr.Ton alias Xavier Naidoo waren also erste Wahl und zeigen uns nun zweimal die Woche, dass so eine Show ohne verachtende, polarisierende und unwürdige Parolen und Einspieler geht. So weit, so gut.

Jeder von diesen Juroren - Entschuldigung - Coaches darf in oben genannten Shows 16 tolle Stimmen in die nächste Stufe der Show mitnehmen. Was der Recall beim Einen, sind die Battles beim Anderen. Dramaturgisch und visuell in einem Boxring angesiedelt, schicken die kompetenten Juroren jeweils 8 Paare in den Ring, um sie gegeneinander antreten zu lassen. Dabei ist es wichtig immer Einen zu nehmen, an den der Coach WIRKLICH glaubt und einen Sänger als Staffage dazu zu geben. Weil das aber eine gute Sendung ist und so etwas nicht ausgesprochen wird, sagen die Coaches beiden Battle-Sängern, dass sie beide „die Bude rocken“ sie beide „unfassbar talentiert sind“ „die Entscheidung eine wahnsinnig schwere sei“oder wahlweise auch „das andere Casting Formate mit genau diesen Teilnehmern sogar eine ganze Staffel produzieren würde. Bei „The Voice man sich aber von genau den Leuten trennt“

Anderen Formaten wird ja auch der Vorwurf gemacht, dass sie Zuschauer Reaktionen aus dem Zusammenhang schneiden, nur um sie passend zu einer anderen Situation wieder in die Szene rein zu schneiden. Ganz bestimmt passiert das nicht bei „The Voice of Germany“ - Nein. Ganz bestimmt nicht, denn hier reagiert das Publikum von Haus aus richtig. Ganz sicher.

The Voice of Germany ist in der Tat eine gute Musiksendung, weil sie sich um Musik kümmert und die Nebenschauplätze lieber auf Nachbarformate wie „Red - Das Starmagazin“ oder „Sat 1 Das Magazin“ verbannt, aber es gibt keinen Grund, das Format und die Machart schier heilig zu sprechen. Es ist Unterhaltung, gute Unterhaltung, die auch auf gängige Macharten zurückgreift, dies aber einfach geschickter verpackt. Denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche, oder die 99 Luftballons, die fliegen: Auch dieser Sieger wird kämpfen müssen. Einfach weil in Deutschland lieber gesucht, als gefunden wird. Denn irgendeiner muss die Platten kaufen, die Konzerte besuchen und dem Künstler die Stange halten.

In diesem Sinne
Lassen wir die Kirche im Dorf


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