Samstag, 24. September 2011

Facebook & Co - Der gläserne User und die Frage nach dem Bösen



Neuerungen beim grössten Social Media Center Facebook haben immer erstmal ein Riesengeschrei zur Folge. Das ist ähnlich, wenn man kleinen Kindern das liebste Spielzeug ersatzlos wegnimmt. Das Muster ist vorhersehbar und kurzfristig. Dennoch komme ich nicht umhin, mir meine Gedanken zum Thema Datenschutz, Privatsphäre und deren Wiedersprüche zu machen.

Die Berichterstattung über den f8 Gipfel, bei dem Marc Zuckerberg über die grösste Revolution seit Entstehung des Netzwerk Riesen Auskunft gibt, verspricht der absolute Verlust der Privatsphäre. Wie immer ist eine solche Berichterstattung selbstredend reisserisch und einzelne Segmente werden gerne aus dem Zusammenhang gerissen. Die Rede ist vom öffentlichen Lebenslauf und von der detaillierten Schritt für Schritt Überwachung.

Ok, halten wir also fest: Ich als Nutzer, als User bin also Fremdbestimmt und Willenlos dem grossen Netzwerk ausgeliefert und von jetzt auf gleich erfährt die ganze Welt wann ich mir welchen Pickel ausdrücke und ich welchen Schritt ich wann ich welche Richtung gehe?

Das bezweifle ich. Ist es nicht vielmehr so, dass ich mich mit einem Netzwerk wie Facebook mit der Welt verbinden möchte, mich austauschen, darstellen, mitteilen und präsentieren möchte? Dass die Informationen, welche ich durch die Datenkabel dieser Welt schleuse, von mir bestimmt sind? Wie kann ich denn zum Einen jede Unzulänglichkeit preisgeben und nachher schreien, dass genau diese von mir gestreuten Informationen zu vielen Menschen zugänglich gemacht werden?

Wenn ich über peinliche Momente, intime Geständnisse und heimliche (...) Kommentare den Mantel der Verschwiegenheit legen möchte, sollte ich denn nicht lieber darauf verzichten, dies vorher über unser virtuelles Heim zu verbreiten?

Wenn ich mich persönliche selber google finde ich duzende, ja hunderte von Einträgen im Netz. Gestreut von mir, vermeintlich transparent und.... ja und was? Diese Einträge sind bewusst von mir gestreut. Allerdings ist in diesen Beiträgen, Berichten und Geschichten nur eines zu erfahren; Ein öffentliches, wohl überlegtes Bild von mir. Persönliches, intimes oder gar emotionelles gibt es nicht im Netz. Was soll es da auch?

Ist es nicht einfach so, dass ich selber Verantwortlich bin, was an Informationen ich Dir als Leser zukommen lasse? Und ist es nicht so, dass ein soziales Netzwerk, real oder virtuell, nur davon lebt, dass der Eine vom Anderen etwas erfährt?

Wenn ich also meinen Lebenslauf im Netz finde, dann habe ich ihn auch selber eingepflegt, weil ich ein Ziel damit verfolge, eine Absicht hege.

Ich kann nicht von der Schnelligkeit, der globalen Nähe, der neuen Medien und der Art sich zu verbinden profitieren, wenn ich die vielzitierte Privatsphäre aus vergangenen Jahren aufrecht erhalten will. In jedem kleinen Dorf wird diese Privatsphäre täglich verletzt in dem der Nachbar durch den Spion schaut, einem Ehekrach zuhört, dieses weiter erzählt und sich überall einmischt, wo er nur kann. Beim Einkaufen die Payback Karte zückt, in diversen Wettbewerben Daten preisgibt, sich mit Klatsch und Tratsch an Mutmassungen und Gerüchten beteiligt. Seit jeher sind wir Neugierig, wollen wissen, was der Nachbar macht, wie viel er verdient, welches Auto er fährt und ob er seine Sekretärin bumst. Wir wollen unsere Privatsphäre schützen, zeitgleich aber durch genau dieselbe fehlende über andere Menschen Bescheid wissen.

Wie auch im realen Leben habe ich die Möglichkeit bei Facebook & Co. Informationen zu verschleiern, kleine Geheimnisse zu bewahren. Ich kann Einstellungen vornehmen, die auch nicht jeden Schritt preisgeben. Auch mit der neuen Version von Facebook.

Vielleicht dürfen sich alle die sofort los schreien einfach mal in Ruhe informieren, sich mit der Thematik vertraut machen und vor allem Eigenverantwortung zu übernehmen. Es ist nicht Herrn Zuckerbergs Schuld, wenn meine Nacktbilder überall zu sehen wären. Vielleicht gibt es einfach noch Dinge, die gar nicht erst mit den neuen Medien in Verbindung gebracht werden sollten?

Ich werde weiterhin meine Plattformen bei Facebook, google, tumblr, blogger und vielen mehr pflegen und Dinge von mir preisgeben. Das bin ich. Das öffentliche ich. Ich bin ein Selbstdarsteller, ein Schreiberling, einer der in TV Sendungen zu sehen war. Und?

Wer wirklich dahinter steckt, geht Dich nichts an. Das ist meine Privatsphäre!

In diesem Sinne
Herzlich willkommen in der neuen Welt