Sonntag, 28. Februar 2010

Indi-Look und Angesagtes. Ne, is klar.

Ich bin erschütttert

Breitengrad 52°31'3.036"N , Längengrad 13°22'37.776"O. Die Daten sprechen für sich.

Abgemagerte Männer, die durch ihre körperliche Erscheinung unglaublich androgyn wirken. Sie müssen so ärmlich leben, dass sie nicht umhinkommen, die ausgeleierten Radlerhosen ihrer weiblichen Mitbürger anziehen müssen. Sie treffen sich regelmässig unter ausgehölten Brückenbögen, um sich mit den Frauen zu treffen, die ihre Anziehsachen aus caritativen Einrichtungen beziehen und versuchen, das beste draus zu machen. Trotz, oder vielleicht genau deswegen, legen sie dennoch viel Wert auf Farbkombinationen, welche zu einander passen. Lila dominiert. Aber die Auswahl scheint sehr begrenzt zu sein. Das Leben hier muss die Hölle sein, ich habe es erlebt. Die Bürger schaffen dies nur mit Drogen und billigstem Alkohol. Aber ich verschliesse die Augen nicht, ich bin mitten drin. Mitten in einer Welt, wo die Menschen keine Arbeit haben, bis vor kurzem noch eingemauert waren und schon viele viele Filme und Dokumentationen gemacht wurden.

Ich bin in Berlin-Mitte.

Ja, ich weiss. Die Abenteurer unter Euch werden mich beneiden, aber ich kann Euch sagen, dieses Abenteuer wird masslos überschätzt. Ein Stadtbild, wie in einem American Apparel Werbespot. Es soll sehr "indi" sein dort, am deuschen Nabel der Welt. Ich meine, es ist enorm anti-indi, da der Berliner Schmuddel-look mittlerweile jeden, wirklich jeden erreicht hat. Nein ich stehe nicht auf Männer mit geblümten Frauenblusen und Leggins, mit fettigen, durch Haarreifen zusammengehaltenen Frisuren. Mit 10 verschiedenfarbigen Fingernägeln und Figuren, bei denen Kate Moss noch das Gefühl bekommt, dick zu sein.

Was zum Teufel findet alle Welt an diesem Berlin? Warum wollen alle dort wohnen, wo keiner Geld hat, keiner Arbeit? Ok, die Clubs sind super, zumindest unter Einnahme bewusstseinsverändernden Substanzen, aber sonst? Wenn ich durch Berlin Mitte laufe, bin ich versucht, jedem der mir entgegenkommt einen Euro vor die Füsse zu werfen, weil ich immer denke, es sind Penner. Aber man sagte mir, dass es total angesagt ist. Aus Berliner Sicht, ist jede andere Stadt schlicht inexistent. Liegt vielleicht noch latent an dieser Geschichte mit der Mauer, man weiss es nicht.

Es ist auch sehr verpöhnt, in irgeneiner Weise kommerziel zu sein. Clubs, Musik, Mode, Kunst muss immer unglaublich Geheimtipp-ig, Hinterhöf-ig, Indi-g oder sonst so sein, dass der Rest der Welt davon nichts erfährt. So entstand auch dieser Schmuddel-Egal-Scheiss-drauf-Look, der mittlerweile in jeder H&M Filiale dieser Welt käuflich zu erwerben ist. Jedoch ist jetzt der verticaly manufactured Riese american apparel dran. Der überflutet grade Berlin-Mitte mit schlabbrigen, lilafarbenen Shirts. Ist aber nicht kommerziel, ne, ne.

Ich bin wieder hier, in meinem Revier, ohne Andenken an die Stadt die aus meiner Sicht wirklich masslos überschätzt wird, viel zu gross ist und mit einer Szene bewandert wird, die ich grässlich finde.

"Ick bin kein Berliner" soviel steht fest.

In diesem Sinne